Wenn der Potus mit dem Premier … – Im Film „Heads of State“ zischt die Action superfrisch

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Wenn der Potus mit dem Premier … – Im Film „Heads of State“ zischt die Action superfrisch

Wenn der Potus mit dem Premier … – Im Film „Heads of State“ zischt die Action superfrisch

Wessen Gesicht kennen mehr Menschen? „Sie sind ja nicht mal einer der bekanntesten Briten!“, ätscht US-Präsident Will Derringer den Premier Sam Clarke aus. Der Ami mag den Tommy nicht, seit der vor der US-Wahl seinen Konkurrenten zu Fish & Chips einlud. Und der Brite, der sich von ganz unten hochgekämpft hat, kann den Ex-Wrestler und Ex-Actionschauspieler nicht leiden, einen, der sein ganzes Berufsleben nur so getan hat, als ob.

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Im Film „Heads of State“ wird es ernst für beide, müssen sie doch gemeinsam die Welt retten. Und als es im offenen Viehlaster über die schwer bewachte belarussische Grenze nach Polen geht, und die Zitzen eines Schafeuters über Derringers Mund reiben, ist die Tatsache, das bekannteste Männergesicht der Welt (nach Brad Pitt) zu haben, eher ein potenziell tödliches Handicap.

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Der russischstämmige Regisseur Ilya Naishuller („Nobody”) trumpft richtig auf, wenn er Idris Elba (Clarke) und John Cena (Derringer) zum neuesten Widerspenstigen-Duo des Kinos befördert. Schon die Auftaktszene zu der Actionkomödie ist superb (wenn man über die gezeigte Lebensmittelvergeudung hinwegsieht): Clarkes Ex, die MI6-Agentin Noel Bisset (Priyanka Chopra Jonas), will mit ihrem Team den russischen Waffenhändler Viktor Gradow („House of The Dragon“-Star Paddy Considine) während der Tomatina festnehmen, der jährlichen Straßenschlacht mit 150 Tonnen überreifen Tomaten im spanischen Buñol.

Die Sache geht schief, blaue Bohnen gesellen sich zum roten Gemüse, Gradow entkommt und wird in der Folge mit seiner Bande von Destruktivos zur Nemesis von Clarke, Derringer und vielleicht sogar der ganzen Welt.

Denn er bringt die Air Force One, die mit den beiden Staatschefs unterwegs zum NATO-Gipfel in Triest ist, zum Absturz und hackt sich in das Echelon-Satellitennetzwerk, um geheime Akten zu veröffentlichen, die zeigen, dass die NATO-Mitgliedsstaaten gegeneinander gearbeitet und einander geschadet haben. Während sich die totgeglaubten Männer von Safe House zu Schießerei zu Schießerei im Safe House auf Triest zu bewegen, und dabei nicht müde werden, einander ihre Antipathie zu bezeugen. US-Klischee versus UK-Klischee.

Was den Film so erfrischend macht, ist die Art und Weise, wie das Auge hier in einem fort mit Außergewöhnlichem bombardiert wird. Vom Abwehrkampf der Air Force One bis zu eigentlich komplett ausgelutschten Schießereien und Faustkämpfen (Letzteres etwa gegen die belarussische, Techno-affine Landjugend) wirkt die Action hier auf Auge und Gemüt, als wär’s der erste Actionfilm überhaupt.

Und wenn Noel erzählen soll, wie sie es doch geschafft hat, die Todes-Tomatina zu überleben, beinhaltet ihr gedanklicher Zehnsekunden-Flashback sogar einen bayerischen Schuhplattler, bevor sie dann ablehnt mit: „Das ist eine (zu) lange Geschichte.“

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Das knapp zweistündige Furiosum ist näher am Cartoon als am Drama, und wenn Statistenfiguren erkennen, dass gerade ihr persönliches Lied vom Tod gespielt wird, zucken sie zuletzt mit den Achseln und fügen sich in ihr Schicksal wie der Kojote Karl, wenn der im Rennen nach dem Roadrunner wieder mal über die Kante der Klippe geraten ist (nur dass Karl danach wieder aus dem Karl-förmigen Loch im Boden krabbelt).

Böser Ausrutscher: Noel Bissets (Priyanka Chopra Jonas) Zugriff auf einen Waffenhändler während einer großen Tomatenschlacht in Spanien schlägt fehl. Szene aus dem Film "Heads of State".

Böser Ausrutscher: Noel Bissets (Priyanka Chopra Jonas) Zugriff auf einen Waffenhändler während einer großen Tomatenschlacht in Spanien schlägt fehl. Szene aus dem Film "Heads of State".

Quelle: Bruno Calvo/Prime

Natürlich steckt hinter dem großen Bösewicht noch ein größerer Bösewicht, und wer die richtigen Freunde hat, braucht auch keine Feinde uswusf... Die Story ist von der Stange, lediglich Transporter eines höchst vergnüglichen Entertainments, das sich auch im Kino gut gemacht hätte. Dass Premier und POTUS Reibeflächen haben, wissen Filmfans spätestens seit dem Romantikreigen „Tatsächlich … Liebe“ (2003). Ganz so ätzend wie der dort von Billy Bob Thornton gespielte US-Präsident ist Cenas Derringer indes nicht.

US-Präsident Will Derringer (John Cena) in "Heads of State"

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Und auch wenn er auf Schritt und Tritt herummackert, Ketchup über Essig stellt und in einem fort von seinen Erfolgen mit der „Water Cobra“-Filmreihe angibt, ist sein „America first“ ein sympathisches, ist seine Angeberei eine Fassade, ist er weit weg vom Gemütsvergiften des realen Amtsinhabers.

Dieser Derringer steht fest im Demokratischen, er mag Menschen, er setzt auf Loyalität und Miteinander, hält die Nato für unverzichtbar und gesteht am Ende sogar Schwächen ein – alles Dinge, auf die ein Trump im Traum nicht käme. „Ich glaube an bessere Zeiten“, sagt er. Wahrscheinlich würde ihn Bruce Springsteen sogar mal auf seiner Harley Davidson mitnehmen.

Und Idris Elba ist als Clarke so ein Fels, dass man ihm mit seinen 52 doch noch eine Bond-Trilogie zutrauen würde. Ein pragmatischer Fels, an den sich der Kollege aus D.C. unbemerkt lehnen kann und der den Präsi cool kontert (Derringer: „Ich bin schon einmal aus einem fahrenden Zug gesprungen!“ Clarke: „Das war Ihr Stuntman“) oder, als er von Gradow harpuniert wird, zu Boomer-Wortspielen greift, wie sie echte Boomer aus Boomerserien wie „die 2“ (1971) kennen - und die genervte Generation Z von ihren Großeltern: „Gut Ding will Pfeile haben!“

Klar, werden sie Freunde. Ist doch ein Buddy-Movie. Sie essen, als alles gut ist und die Welt sicher, sogar Fish & Chips im Pub. Am liebsten würde man in ihre Welt wechseln.

„Heads of State“, Film, 117 Minuten, Regie: Ilya Naishuller, Drehbuch von Harrison Query, Josh Appelbaum, André Nemec, mit John Cena, Idris Elba, Priyanka Chopra Jonas, Carla Gugino, Paddy Considine, Jack Quaid, Stephen Root (streambar bei Amazon Prime Video)

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